Walter Sachs

Ich erinnere mich an meinen Großvater Walter Sachs als ich noch ein kleiner Bub war und er in Traisen auf Buchersreith mit seiner Frau Marianne wohnte. Die Besuche dort waren immer etwas Besonderes - nicht immer erfreulich, wenn ich still den Gesprächen der Erwachsenen lauschen musste. Aber sein Ort des Schaffens, mit dem Blick über das Traisental und die umliegenden Hügel und Wälder, und Walters außerordentliche Beziehung zur Natur hinterließen einen bleibenden Eindruck.


Du Markt von Hügeln grün umringt,
du bist, was unserm Fleiß gelingt.
Die Kraft schenkt dir das Eisen.
Der Deinen Arbeit harter Stahl,
verkündet über Tal und Tal
den stolzen Namen Traisen,
den stolzen Namen Traisen.

aus: Traisenlied, Walter Sachs


Kurz-Biografie

Walter Sachs wurde 1901 in Traisen geboren, besuchte in Wilhelmsburg die Bürgerschule und anschließend das Lehrerseminar in St. Pölten. 1920 begann er an der Schule in Traisen zu unterrichten und 1921 heiratete er seine erste Frau. Nachdem er 1929 bereits das Traisner Laienorchester übernommen hatte, gründete er 1931 gemeinsam mit Franz Lettner, dem damaligen Traisner Bürgermeister, die "Roten Spieler von Traisen".  Dieses politische Kabarett wurde 1933 verboten und Walter Sachs nach St. Veit a. d. Gölsen strafversetzt.

Im Zweiten Weltkrieg war Walter Sachs an der Westfront eingesetzt, wo er unter anderem in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Auch die Heimkehr 1944 war getrübt: seine erste Ehefrau war verstorben, eine Rückkehr an die Schule vorerst nicht möglich. Daher arbeitete er in den ersten Nachkriegsjahren im Steinbruch, in der Eisengießerei und am Hof in Buchersreith, wo er seine zweite Frau Marianne kennenlernte. Für seine spätere Tätigkeit als Lehrer und Erzieher in Traisen erhielt er 1962 den Titel Schulrat.

Die letzten Jahre verbrachten Walter und Marianne Sachs in ihrer Wohnung im Herzen von Traisen, wo auch heute noch eine Ehrentafel angebracht ist. Walter verstarb 1985.

 


Wie der Drache nach Traisen kam ...

Der Spitzbrand bei Lilienfeld ist hohl. Früher war er von einem großen See ausgefüllt. In diesem See lebte ein riesiger Drache. Manchmal schlug er mit seinem gewaltigen Schwanz um sich, dann erzitterte der ganze Berg. Einmal trieb er es so wild, daß die Bergwand durchbrach. Da stürzte das Wasser aus dem Berginnern, brauste hernieder und überflutete das ganze Traisental. Der Drache schwamm auf den Fluten mit. Bei Traisen verlief sich das Wasser und das Ungeheuer blieb liegen. Als der Lindwurm kein Wasser mehr um sich hatte, musste er sterben. Das Fleisch verweste, nur das Gerippe blieb übrig. Es war so groß, daß sich die Kühe, die auf der Gemeindeweide grasten, bei Regen unterstellen konnten. Die Knochen wurden später vom Hochwasser weggetragen. Heute sieht man den Drachen noch im Siegel der Marktgemeinde Traisen.

aus: Walter Sachs, Heimatkunde von Traisen, 1955


Werke und Auszeichnungen

 "An den Vater" war das erste veröffentlichte Gedicht im Band "Vorfrühling" 1921.  Das Zusammenspiel von Natur, bäuerlicher Kultur und harter körperlicher Arbeit im Fabriksbetrieb verarbeitete Walter bereits im 1933 erschienen Lyrikband "Zwischen Wäldern und Schloten", der eine Auszeichnung der Universität Wien mit dem Julius-Reich-Preis zur Folge hatte.

Neben seinem lyrischen Werken in den Folgejahren nimmt die Arbeit an der für seine Schüler erstellten "Heimatkunde von Traisen" einen besonderen Stellenwert ein. Danach begann eine intensive Schöpfungsphase rund um Naturpoesie mit Werken wie "Der Karneol", "Erdrauch" und "Schlehdorn" , während er seine Erlebnisse aus dem Weltkrieg in "Der Sammler" verarbeitete. Es folgten Auszeichnungen wie der Jakob-Prandtauer-Preis der Stadt St. Pölten, der Kultur-(Würdigungs-)Preis des Landes Niederösterreich sowie der Förderungspreis des Theodor Körner Stiftungsfonds.

1973 wurde Walter Sachs der Titel "Professor" verliehen. Seine späten Werke umfassten Lyrisches im "Brückenbogen", Naturbetrachtungen in "Winterwirklichkeit" als auch Gedichte und Sprüche "Im Nebel der Zeit". Mit den nach seinem Tod veröffentlichen Werken in "Bild und Inbild" und "Späte Prosa" umfasst der Nachlass von Walter insgesamt 22 Bücher zwischen 1921 und 1991, von denen einige vergriffen sind und manche nur mehr in kleinen Restbeständen verfügbar sind.


Der Karneol

Im bröckelnden Sandstein schimmert
ein roter Karneol,
der jung war, als dieser Hügel
am Grunde des Meeres noch schlief.
Er leuchtet noch immer, der Fremdling
aus feurig gewaltiger Zeit,
nur Ahnung und letzter Abglanz,
nicht anders als Lied und Gedicht.

aus: Walter Sachs, Der Karneol, 1960